Das nette Mädchen von nebenan

Ein Zeitungsausschnitt aus der WAZ von heute über das Amy MacDonald Konzert:


Schottlands neues Folk-Sternchen Amy MacDonald stellt in der Jahrhunderthalle ihr Debütalbum vor

Was für eine nette Erscheinung! Und was für eine tolle Stimme! Die Hochgelobte Songwriterin Amy MacDonald verzauberte am Donnerstagabend ihr Puplikum in der schon länger ausverkauften Jahrhungerthalle. Ob es sich bei der sympatischen 21-jährigen Schottin um den kommenden Superstar am Folk-Pophimmel oder doch eher um ein One-Hit-Wonder handelt: Diese bange Frage blieb offen.
Ausgerechtnet ein Konzert von Rockrüpel Pete Doherty soll schuld daran gewesen sein, dass sich Amy MacDonald dazu entschloss, ihr Faible für Musik auf professionelle Bahnen zu lenken. Mit Erfolg: Ihr Debütalbum "This is the life" eroberte in England Doppelplatin, und auch hierzulande lässt man sich von den sanft beschwingten Klängen der jungen Dame gern gefangen nehmen. Amys Songs sin Unterhaltung auf angenehmstem Niveau. Nicht mehr, aber beileibe auch nicht weniger.
Am vergangenen Samstag wurde Amy MacDonald als "beste Newcomerin international" mit einem "Echo" augezeichnet. So viel Rum in kurzer Zeit ist ihr bislang gottlob noch nicht zu Kopf gestiegen. Im Gegenteil: Fast schüchtern steht sie auf der Bühne, bedankt sich artig für so viel Aufmerksamkeit ("Thank you for lliking my songs"). Vereinzeltes Fan-Geschreie wiegelt sie nonchalant ab und erzählt zwischen den Liedern lieber kleine Geschichten, die ihr wichtig sind. Wie sie unverhofft Bono von U2 traf oder wie ihr geliebter Hund Jackson starb. Als nettes Mädchen von nebenan mit beinhartem schottischen Akzent macht Amy eine bravouröse Figur.
"This is the Life", so ist das Leben. Das schöne Motto ihres Albums wird am Eingang dick gedruckt auf Jutetaschen verkauft. Mit großer Verstärkung an Gitarre, Bass, Schlagzeug und Keybord im Rücken schöft Amy das Maximal aus den Liedern ihres Debüts heraus. Auf die Hits wie "Run", "Mr.Rock´n`Roll" und natürlich der Titelnumer haben ihre Fans gewartet. Doch es sind auch die eher versteckten Songs wie "The Road to Home" oder das live stark aufgebürstete "A Wish for somthing more", die beid den Zuschauern bestens ankommen.
Erst ein Album hat Amy MacDonald auf den Markt gebraucht. Das hat natürlich zur Folge, dass ihr Repertoire begrenzt ist. Kleinere Reminiszenzen an Vorbildern wie "Mr. Brightside" von den Killers oder "Dancing in the Dark" von Bruce Springsteen (fabelhaft als Akustik-Zugabe!) steuert sie in ihr Programm ein, doch nach kaum 70 Minuten ist der ganze Zauber schon vorbei. Bleibt zu hoffen, dass sich die nette junge Schottin länger an der Spitze hält als so viele ihrer Vorgängerinnen, denen nach spätestens der dritten Platte nichts Wegweisendes mehr einfiel.
Amy, wir setzen auf dich!


Liebe Grüße Yaya